Wer hat uns verraten?
Sozialdemokraten! Das war schon immer so. Sozialdemokraten sind die traditionellen Warmduscher und Weicheier in der Politik. Die Kommunisten haben das schon immer gewusst und so zogen sie in der DDR aus dieser Erkenntnis auch ihre Konsequenzen. Aber die Versuche der Kommunisten, die Sozis in einer Einheitspartei durch kalte Duschen gegen den Druck des Kapitals abzuhärten, scheiterten bekanntlich.
Im Westen war der Einfluss der SPD so groß, dass eine fürsorgliche Vereinigung mit ihr für die aufrechten Kommunisten nicht in Frage kam. Die Folge: Statt Wodka trinken die Sozis heute lieber Chianti und statt Politik zu machen, biedern sie sich mal wieder überall an.
Alles, was die SPD in diesem Jahrhundert zu Stande gebracht hat, war die Ostpolitik, und die wurde maßgeblich von einem ehemaligen Undercoveragenten, einem möglicherweise nicht ganz so ehemaligen Kommunisten und einem abgebrühten Freidemokraten konzipiert und generalstabsmäßig bis zum Untergang des Ostblocks durchgezogen.
Nun müssen die Grünen den Chianti auslöffeln und die kalten Duschen ertragen, die sie von Deutschlands bekanntestem Zigarrenraucher regelmäßig spendiert bekommen. Die Eile, mit der Trittin den Atomausstieg betreibt, ist nur zu verständlich. Wenn sich in der Partei der Sozialkundelehrer und Hobbyökonomen erst einmal das Bedenkenträgertum regt, wird die Bank, auf die der Ausstieg dann geschoben wird, immer länger.
Politik heißt eben, die Realitäten anerkennen: man kann sich einen Koalitionspartner nicht selber backen, man muss mit dem, was da ist, vorlieb nehmen.
Vielleicht sollten die Grünen für die parteipolitische Entwicklungshilfe noch ein paar Schilys mehr abstellen, die dann, wie weiland Herbert Wehner, die Weicheier in der SPD ordentlich hart kochen. – Solingen 26. Januar 1999