Die UN überlässt Osttimor seinem Schicksal
Die Vereinten Nationen bleiben unfähig. Diesmal versagen sie, wer hat eigentlich anderes erwartet, in Osttimor. Der zahnlose Papiertiger wird zunehmend für diejenigen, die von ihm geschützt werden sollen, zu einer lebensbedrohenden Gefahr. Kaum sind die Wahlen vorüber, überlässt die UN den indonesischen Killer-Milizen das Land und schaut tatenlos zu, wie sich die vom indonesischen Militär unterstützten Mörderbanden an der Bevölkerung für ihr Abstimmungsverhalten rächen. Warum, so fragt man sich, engagiert sich die UN überhaupt in einer Weltgegend für Frieden, Demokratie und Unabhängigkeit, wenn sie noch nicht einmal im Ansatz die Sicherheit der Bevölkerung garantieren kann?
Die Verantwortlichen der UN gefährden stattdessen fahrlässig das Leben von zahllosen Zivilisten, um einen Anschein von Handlungsfähigkeit zu verbreiten. Denn die Massaker der Milizen waren vorauszusehen. In dieser Situation Wahlen ohne militärischen Schutz abzuhalten, ist Beihilfe zum Völkermord. Weitere Massaker an der Bevölkerung können wahrscheinlich nur noch verhindert werden, wenn ein Land wie Australien schnell und ohne UN-Mandat militärisch eingreift. Doch warum sollte Australien die Drecksarbeit für die UN erledigen?
Jeder Tag, an dem die Vereinten Nationen nicht grundlegend reformiert werden und über eine schlagkräftige Einsatztruppe verfügen, ist ein schwarzer Tag für die Recht- und Schutzlosen dieser Welt – und ein schwarzer Tag für die Vereinten Nationen selbst. – Solingen 6. September 1999