Das Außenministerium warnt vor Reisen in die USA
Dass man im Iran einer Muslimin besser keine schönen Augen macht, wenn man seinen Kopf behalten will, das wissen wir. Und dass ein Großteil der Amerikaner eine deformierte Persönlichkeit besitzt, das ahnten wir schon, seitdem sich die Insassen von Gottes ureigenster Irrenanstalt vor kurzem an den verbotenen Spielen ihres Anstaltsvorstehers und seiner Praktikantin aufgeilten. Dass das Rechtssystem der Amerikaner mehr als fragwürdig ist, wurde durch den Simpson-Prozess aller Welt vor Augen geführt. Dass aber die Mullahs in Teheran mit ihrer Ansicht, die USA seien das Reich des Bösen, nicht so völlig falsch liegen können, wie wir bisher geglaubt haben, wissen wir erst seitdem im US-Bundesstaat Colorado ein 11jähriger Junge ohne Haftbefehl wegen abstruser Anschuldigungen einer wahrscheinlich nicht ganz zurechnungsfähigen Nachbarin verhaftet, in ein Gefängnis gesteckt und von seinem Anwalt isoliert wurde.
Nun kann man von einem Land, in das man vor ein paar hundert Jahren ohne groß nachzudenken einfach alle gemeingefährlichen Sektierer und religiös gestörten Personen abgeschoben hat, nicht erwarten, dass es ein ordentliches Mitglied der zivilisierten Weltgemeinschaft wird, dass es internationale Verträge ratifiziert, UN-Kinderrechtskonventionen unterschreibt oder sogar seine Mitgliedsbeiträge an die UNO bezahlt. Aber vieles hat man dann doch für unmöglich gehalten, bis es schließlich passierte. Cavalese war so ein Beispiel (der schuldige Pilot ist schon wieder auf freiem Fuß) oder die vielen rituellen Morde an Gefängnisinsassen, die wegen Mordes verurteilt wurden.
Und nun leben die Amerikaner, auch das haben wir bisher für unmöglich gehalten, ihre Psychosen an einem elfjährigen Kinde aus, das seiner Schwester beim Pinkeln geholfen hat. Ob die Polizisten, Staatsanwälte und Richter für dieses Verbrechen irgendwann einmal belangt werden, halte ich für unwahrscheinlich. Sie werden in guter alter Tradition sagen: »Wir haben doch nur Gesetze befolgt!«
Ich weiß, wie lieb Joschka Fischer Madeleine Albright hat, aber das Außenministerium sollte sich mit dem Gedanken vertraut machen, vor Reisen in die USA zu warnen. Wenigstens Colorado sollten Familien mit Kindern meiden, bis für die USA ein Therapieplatz bei einem wirklich guten Nervenarzt gefunden wird. – Solingen 20. Oktober 1999