Für eine Hand voll Bimbes

Eine etymologische Spurensuche

Nach der Aussendung der letzten Sudelei fragte mich eine Leserin aus Frankreich, welche tiefere Bedeutung sich hinter dem Begriff »Bimbes« verbirgt. Da sie nicht die einzige Leserin ist, die aus dem Ausland mitliest, und folglich über die deutschen Sprachgewohnheiten jenseits von Goethe und Schiller nur sehr unzureichend informiert sein kann, möchte ich mich, sozusagen als Glossar zur letzten Sudelei, auf eine etymologische Spurensuche begeben.

Bimbes ist ein Begriff aus der pfälzischen Mundart unseres ehrenwerten Ex-Kanzlers und bedeutet soviel wie Kleingeld. Bimbes hat nichts mit dem Bimsstein zu tun, mit dem man seine schmutzigen Finger sauber schrubben kann, sondern ist verwandt mit dem mittelhochdeutschen Wort »bimmeln«, welches auch heute noch dasselbe bedeutet wie vor 1000 Jahren, nämlich klingeln oder klimpern. Das Kleingeld der CDU hat diese Eigenschaft zwar mittlerweile verloren, aber es wäre den Herren Kiep, Kohl und Schäuble ja auch nicht zuzumuten, große Holzkisten mit einer Million in gebrauchten Fünfmarkstücken durch die Innenstädte Deutschlands, der Schweiz und Liechtensteins zu transportieren. Selbstverständlich wird der Ausdruck Bimbes auch den christlichen Grundwerten der CDU gerecht, verweist Bimmeln doch auf die Glocke, deren Läuten klanglich das Klimpern der Münzen im Opferstock vorwegnimmt. Und um den etymologischen Exkurs abzuschließen, sei noch erwähnt, dass es vom Bimmeln zum Baumeln nur ein kurzer lautmalerischer Weg ist. Baumeln sollte vor allem der politische Gegner der CDU, und das möglichst am höchsten Ast einer starken deutschen Eiche. Da diese Methode seit 1945 als nicht mehr ganz zeitgemäß empfunden wird, hat man stattdessen die anderen Parteien mit dem Bimbes der schwarzen Kassen am langen Arm verhungern lassen.

Abschließend kann man feststellen, dass es das unvergängliche Verdienst unseres ehrenwerten Ex-Kanzlers ist, das Wort »Bimbes« ins Weltkulturerbe der Gaunersprache eingefügt zu haben. Dies ist schon die zweite große Kulturtat von Helmut Kohl. Die erste war die Bereicherung der Haute Cuisine um den pfälzischen Saumagen.

Abzuwarten bleibt allerdings weiterhin, ob die hell klimpernden Bimbes schließlich und endlich auch den Untergang der CDU einläuten werden. Noch sind die Damen und Herren Aufklärer ja vom Gefühl der eigenen Unersetzlichkeit dermaßen durchdrungen, dass sie freiwillig das Feld bestimmt nicht räumen werden. Und 30 Prozent der Wähler würden trotz allem am heutigen Sonntag CDU wählen. Wer so treu ist, hätte ja eigentlich eine Hand voll Bimbes verdient. – Solingen 6. Februar 2000