www.juergen-rüttgers.de und tschö!
Dass es in Deutschland einen Bildungsnotstand gibt, schreien zwar nicht die Spatzen von den Dächern, aber immerhin schon die Politiker von den Werbeplakaten. Wer an dieser Misere noch zweifelt, der sollte sich einmal die Plakate der CDU anschauen, denn dort ist der Bildungsnotstand besonders offensichtlich. Der Mann, der unter Kohl einmal Zukunftsminister gewesen ist und nun Ministerpräsident von NRW werden will, Jürgen Rüttgers, ist sogar zu blöd, seine eigene Internetadresse richtig zu schreiben: www.juergen-rüttgers.de heißt es da auf dem riesigen Plakat mit der Überschrift »Neue Leute braucht das Land«. Wie wahr! Wie wahr!
Und dass man tschö mit ö und tschüss mit Doppel-S schreibt oder, wenn es ein norddeutsch langgezogenes tschüs sein soll, mit einfachem S, haben CDU-Werber in der Schule eben nicht gelernt, weil die SPD mit ihrer Gesamtschule, sozialistischen Schulreformen und katastrophalen Unterrichtsausfällen dafür gesorgt hat, dass CDU-Werber dumm sterben werden. Entweder waren die CDU-Strategen von dem überdimensionalen Kussmund und der Vorstellung, die 35-jährige SPD-Herrschaft in NRW zu brechen, dermaßen erregt, dass sie den Fehler übersehen haben, oder sie haben so wenig Bimbes, dass sie sich nur noch Werbetexter aus Indien leisten können.
Wolfgang Clement hat sein Insiderwissen über die Bildungsmisere in NRW schamlos ausgenutzt und anscheinend eine teure Privatschule besucht, denn auf den SPD-Plakaten steht unter seinem Konterfei: »Weil er es kann.« Was Wolfgang Clement nun aber kann, verraten die Genossen leider nicht.
Besonders hohe Ansprüche an die Lesefähigkeiten der Wähler stellt die F.D.P., die ebenfalls aus unseren Kindern lauter kleine, kluge Inder machen will. In der F.D.P. gibt es sogar Leute, die noch in der Lage sind, einen ganzen deutschen Hauptsatz zu formulieren und fehlerfrei auf ein Plakat zu drucken: »Wie soll Ihre Frau anständig Auto fahren, wenn sie dauernd im Stau steht?« fragt die FDP auf ihren Plakaten und überlässt es der Fantasie der Mantafahrer, sich steuerfreies, vollverbleites Superbenzin und achtspurige, landesweit beleuchtete Autobahnen ohne Tempolimit vorzustellen, sofern die F.D.P. die absolute Mehrheit erreicht.
Vorläufiges Fazit des NRW-Wahlkampfs: Clement kann, Rüttgers nicht, Möllemann will wieder können und die Grünen? Die sind plötzlich »Dafür«. – Solingen 4. Mai 2000