Kriegsrecht statt Trinkwasser
Leider ist George Bush mit seiner marodierenden Regierungsbande auf seiner Ranch in Texas nicht abgesoffen, als Katrina das Land verwüstet hat. Es hat auch nicht diejenigen Amerikaner getroffen, die mit ihren SUVs drei- bis viermal so viel Kohlendioxid in die Atmosphäre pusten wie normale Menschen. Die Hummerfahrer konnten sich mit ihren Benzinschleudern rechtzeitig auf den Weg ins Landesinnere machen. Es hat ebenfalls nicht die Bosse der Mineralölindustrie sowie die übrigen Wirtschaftskriminellen erwischt, die die Politik Bushs bestimmen und verantwortlich dafür sind, dass die USA das Kyoto-Protokoll nicht unterschrieben haben. Nein, es hat die Ärmsten der Armen erwischt, diejenigen, die gar kein Auto hatten, um rechtzeitig aus New Orleans zu fliehen, diejenigen, die zu alt und zu krank oder, wie die Säuglinge in den Krankenhäusern, zu jung waren, um sich in den Treck der Fliehenden auf den mehrspurigen Autobahnen einzureihen. Es hat all diejenigen getroffen, die ihrer Regierung glaubten, als diese großspurig verkündete, man wäre auf das Schlimmste vorbereitet.
Die Hilfsmaßnahmen im zerstörten New Orleans laufen langsam an. Und zwar auf typisch amerikanische Art und Weise. Louisianas Gouverneurin Kathleen Blanco schickte Truppen mit Schießbefehl in die überschwemmte Stadt. Kriegsrecht statt Trinkwasser. Nahrung, medizinische Hilfe und Transportmöglichkeiten, um die verzweifelten Menschen aus der abgesoffenen Stadt herauszuholen, werden bei Gelegenheit nachgeliefert. Alle, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, wurden für vogelfrei erklärt. 300 kampferprobte Nationalgardisten, gerade erst aus dem Irak zurückgekehrt, und 40.000 weitere Soldaten sollen einrücken. Aber immerhin sind auch schon 1800 Helfer in New Orleans eingetroffen. Erst Schießen, dann helfen. Louisana und Missisippi sind eben nicht New York. Die Regierung handelt, als müsse sie einen Sklavenaufstand niederschlagen. Nachdem die Elemente gewütet haben und Zehntausende im Superdome immer noch auf die erste Hilfe warten, sind die Amerikaner schon wieder voll in ihrem ureigensten Element: shoot to kill.
Und die amerikanische Mineralölindustrie macht Kasse in Amerika und in Europa sowieso. Die Preise explodieren und ein Spritpreis jenseits von 1,40 EUR drückt natürlich nicht unerheblich auf die Hilfsbereitschaft der Deutschen. Es gibt zwar täglich Sondersendungen im Fernsehen, aber es werden keine Kontonummern eingeblendet. Es ist ziemlich schwer der reichsten Nation der Welt zu helfen, die Milliarden für einen völkerrechtswidrigen Krieg ausgibt. Und Kommentatoren, die sich mehr Hilfsbereitschaft wünschen, tun dies vermutlich nicht aus Mitleid. Jedenfalls liest man sehr häufig den Hinweis, dass die Amerikaner sich irgendwann daran erinnern werden, wer ihnen in den Zeiten der Not zur Seite stand.
Die Menschen von New Orleans und die anderen Opfer in Louisana, Missippi und Alabama haben das alles nicht verdient. Auch wenn George Bush ein A*** ist, wir können helfen. New Orleans ist nicht die Heimat des US-Präsidenten, es ist die Stadt des Jazz und des Blues. Louis Armstrong und Fats Domino, der ebenso von der stinkenden Brühe eingeschlossen ist wie viele andere Musiker, die für Touristen gespielt haben, sind hier geboren worden.
Ich mag weder das Rote Kreuz mit seinen fürstlich bezahlten Funktionären, noch die christlichen Hilfsorganisationen, die auf den Seiten der Tagesschau gelistet werden. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen! Da können wir ja wohl ein paar Care-Pakete nach Amerika schicken!