Nicht alles war schlecht
Es war nicht alles schlecht in der DDR. So gab es zum Beispiel den Rechtsabbiegerpfeil und ein gut funktionierendes Netz von Spitzeln, das die Staatsführung über jeden unliebsamen Zeitungsartikel informierte, den ein Journalist eventuell gedachte vorzubereiten. Eine der großen Lügen der Wiedervereinigungsopfer ist der Vorwurf, dass die Bundesrepublik die DDR plattgemacht habe. Das Gegenteil ist der Fall. Wir hier im Westen haben Vieles, was sich bewährt hat, übernommen. Den grünen Rechtsabbiegerpfeil und, wie wir jetzt erfahren, die informellen Mitarbeiter unter Journalisten.
Erwin Decker, ein inzwischen ehemaliger Mitarbeiter des überflüssigsten Nachrichtenmagazins der Welt hat sich jüngst als IM des BND geoutet. Überraschend an diesem Vorgang ist die Begründung, warum der Journalist dem Bundesnachrichtendienst Details aus dem Privatleben eines Kollegen gesteckt hat. Es war Neid, Missgunst und Rache. Er wollte sich an seinem Kollegen rächen, der eine seiner Quellen verraten haben soll.
Ob dies auch in der DDR ein Motiv für die Zuträger der Stasi war? Meist wird von den Informellen Mitarbeitern behauptet, sie seien von ihrem Tun überzeugt oder vom totalitären Regime eingeschüchtert gewesen. Mitschwimmen im Strom nennt man Letzteres wohl. Doch vielleicht waren es eher gekränkte Eitelkeit, Neid und persönliche Rachemotive, die diese Leute dazu trieb, ihre Kollegen, Freunde und Bekannten auszuspionieren. Nicht alle, weiß Gott nicht, aber womöglich mehr, als uns lieb sind?
Wir müssen also vielleicht umdenken. Nicht existenzielle Angst oder glühender Fanatismus bauen den Überwachungsstaat, sondern spießbürgerlicher Neid und kleinkarierte Missgunst. Und wenn ich mich in Deutschland so umschaue, dann sollten die Schlapphüte nicht so geheimnisvoll griesgrämig und verschlossen, sondern zuversichtlich und offen in die Zukunft blicken. Neid, Missgunst, Mobbing! Das ist doch der Kitt unserer Gesellschaft! Die Zeiten für Geheimdienste waren nie besser! Die Solidargemeinschaft, die von allen Politikern so gern beschworen wird, ist doch längst ein Schimpfwort wie Volksgemeinschaft im Dritten Reich und die Arbeiterklasse in der DDR.