Jesus I von Polen oder Ups, die Polenshow
Ups, die Pannenshow. Gibt es das nicht in Polen? Gibt es dort kein Privatfernsehen, mit Brüll- und Pannenshows, in denen jeder Trottel und jede Tussi ihre Intelligenzquotienten öffentlich zur Fahndung ausschreiben lassen können? Offensichtlich nicht, denn jetzt mussten 46 Abgeordnete aus Parteien mit dem parlamentarischen Antrag, Jesus Christus zum König von Polen zu krönen, auf die ganz große öffentliche Narrenbühne springen. Wenn man den würzigen Geschmack aus Kuhdung, Dummheit und spießigen Hinterhäusern erträgt, muss man sich die Namen der Parteien, aus denen die Königsmacher kommen, einmal auf der Zunge zergehen lassen: Partei Recht und Gerechtigkeit, Liga Polnischer Familien und Bauernpartei. Und in Ermangelung eines Talars wollen diese Royalisten nun den härenen Lendenschurz des Gekreuzigten über ihr Vaterland stülpen. Als wenn die Polen nicht schon unter den Röcken ihrer Königin schwitzen würden. Bei dieser Vorstellung wird selbst einigen polnischen Bischöfen ganz schwindlig auf ihren Kanzeln, von wo aus sie doch so gerne das Land regieren würden, sodass sie die angetragene Krone postwendend ablehnten. Denn der Antrag wirft zahllose ungeklärte Fragen auf. Ich will hier gar nicht darüber diskutieren, ob Jesus, um König zu werden, Mitglied der Partei Recht und Gerechtigkeit werden, in die Bauernpartei eintreten oder gar zur Liga Polnischer Familien stoßen soll. Wie aber soll Jesus König werden? Will man die Ehe von Johann Kasimir mit Maria auflösen und die Mutter mit dem Sohne verheiraten, oder soll Maria künftig bloß noch die Regentin oder Königsmutter machen bis der Infant erwachsen ist? Oder soll Jesus an Johann Kasimir zum symbolischen Vatermörder werden? Sein leiblicher Vater regiert ja bekanntlich die USA. Und was wollen die 46 Abgeordneten mit der Dornenkrone machen? Soll sie künftig Polen symbolisieren? Denn vermutlich wird Jesus an Polen so sehr leiden, dass er sich an sein altes Kreuz zurücksehnt. Apropos altes Kreuz. Werden die Polen in Zukunft dann mit den Juden einen gemeinsamen König haben? Immerhin hat kein geringerer als der Stellvertreter des römischen Kaisers Jesus damals zum König der Juden gekrönt, was diese bis heute bekanntlich nicht akzeptieren. Sollen sich die Polen dann mit einem König zufrieden geben, den selbst die Juden nicht haben wollten, als es ihnen unter den Römern so dreckig ging? Es gibt bereits böse Zungen, die behaupten, dass den 46 Abgeordneten diese Idee beim Genuss von Kartoffelschnaps gekommen sei. Dies ist eine böswillige Verleumdung, kämpft doch gerade die Liga polnischer Familien für das Recht des Polen, seine Kinder im nüchternen Zustand zu prügeln. Nein, ich glaube eher, die Idee ist den 46 beim Anblick der polnischen Kartoffel selbst gekommen. Eins sollten die Königstreuen jedoch nicht vergessen. Wenn Jesus am Ende aller Tage zurückkommt, richtet er, denn zu Regieren gibt es dann nichts mehr.