Hartz-Gesetze sollen umgetauft werden
Hand aufs Herz, lieber Leser, Sie haben doch nicht wirklich geglaubt, dass ein Verbrecher, der seinen Namen dem größten Potemkinschen Reformprojekt aller Zeiten geliehen hat, hinter Gittern landen würde!
Ich bin übrigens entsetzt darüber, dass es überhaupt zu einem Prozess gekommen ist. Es ist doch immerhin fraglich, ob der Versuch, den Betriebsrat mit Luxusnutten vom Personalabbau abzulenken, wirklich zum Nachteil des Unternehmens gewesen ist. Nichts entspannt doch griesgrämige Gewerkschafter mehr als die Fellatio auf Betriebskosten durch ausgebildete Expertinnen. Wer weiß, ob VW nicht schon längst pleite wäre, wenn die Betriebsräte die Interessen der Arbeitnehmer und nicht die ihrer Schwänze vertreten hätten. Eine Runde Rudelbumsen mit Edelhuren ist immerhin deutlich billiger als 3 % mehr Lohn für alle! Ärgerlich ist bloß, dass die Fahrzeuge aus Wolfsburg trotz betriebsrätlicher Dauererektion immer noch überteuert sind, sodass sich die Leute mehr und mehr nach preiswerteren Alternativen umschauen. Vielleicht hätte man jedem Betriebsrat nicht nur einen Dienstwagen, sondern gleich einen ganzen Dienstharem zur Verfügung stellen sollen, um bei der Kostensenkung völlig freie Hand zu haben.
In einem beispiellosen Schnellprozess ist Peter Hartz nun wegen Untreue und Begünstigung zu 2 Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Schon vor Prozessbeginn hatten sich Oberstaatsanwältin Hildegard Wolff, Richterin Gerstin Dreyer und Verteidiger Müller auf diese Strafe geeinigt. Ein Deal, bei dem der Angeklagte als Vorbestrafter den Gerichtssaal verlässt? Da muss ja einiges im Busch gewesen sein! Oder Hartz ist als Personalchef im Vergleich zu Ackermann und Konsorten doch bloß ein kleiner Fisch. Hartz scheint aber der Mann für stille Absprachen zu sein. Erst schiebt er dem mächtigen Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Millionen in die Tasche, ohne seine Vorstandskollegen über diesen Deal zu informieren, dann heckt er im Hinterzimmer mit Gerhard Schröder an Kabinett und Parlament vorbei die Hartz-Reformen aus und schließlich bekennt er sich so schnell im Sinne der Anklage für schuldig, dass der Prozess kaum etwas zur Aufklärung des VW-Skandals beitragen kann. Alles muss unter der Decke bleiben, bloß Hartz-IV-Empfänger müssen die Hose herunter lassen. Die Justiz hat jedenfalls ihr Bestes getan, um in seltener Komplizenschaft mit dem Angeklagten, den sie der Öffentlichkeit nun auch noch triumphierend als Vorbestraften präsentiert, ein Verbrechen nicht aufzuklären. Ist das Hartz V, die Reform unseres Rechtssystems? — Wer weiß, vielleicht hat die knallharte Oberstaatsanwältin Hartz ja tatsächlich mit der Drohung, die Lustmädchen im Gerichtssaal vor ihm aufmarschieren zu lassen, zu einem umfassenden Geständnis bewegt. Die nächsten Prozesse werden da vielleicht ein wenig Rotlicht ins Dunkle bringen.
Wie dem auch sei, der kleine Mann hat — zwei Jahre hin, Bewährung her — das Gefühl an Stelle von Hartz garantiert gehenkt worden zu sein — und verliert, falls noch übrig, die letzten Reste seines Glaubens an die Gerechtigkeit. Die Politiker, die mit Hartz zusammen die größte Scheinreform in der Geschichte der Bundesrepublik auskungelten, suchen nun ein neuen Namen für die Hartz-Reformen. Als Patriot und vorbildlicher Staatsbürger möchte ich unsere Politiker dabei aus Leibeskräften unterstützen und rufe hiermit einen Namenswettbewerb aus. Wer findet den besten Namen für die Hartz-Gesetze? — Oder ist erst jetzt die Bezeichnung Hartz-Gesetz so richtig passend? Die ganze Verlogenheit rund um den VW-Skandal, der Filz zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern in einem Betrieb, der teilweise immer noch in staatlicher Hand ist, die durch und durch korrumpierte Absahnermentalität — all das passt doch wie die Faust aufs Auge zu einem Reformwerk, das in seiner zynischen Verlogenheit eigentlich nur noch durch die Gesundheitsreform zu toppen ist. Deshalb plädiere ich dafür, die Gesundheitsreform Hartz V zu nennen. Dann wissen wir endlich, was wir als Hartz-V-Patient zu erwarten haben.