Kriegserklärung
Was unsere Kampfpiloten in Afghanistan erst nach langen und heftigen Diskussionen durften – Aufklärungsflüge gegen Aufständische durchführen – konnten sie hier bei uns im Inland ohne jede Diskussion in aller gebührenden Heimlichkeit.
Die deutsche Regierung hat ihrem Volk den Krieg erklärt und schickte Kampfflugzeuge aus, um aufständische Bürger mit militärischen Mitteln auszuspionieren. Die Freiheit der Herrschenden wird eben nicht nur am Hindukusch, sondern auch am G8-Zaun in Heiligendamm verteidigt. Während die Mächtigen in den blütenweißen Villen, allen voran Bush, ohne mit der Wimper zu zucken, das Klima auf unserem Planeten und damit die Lebensgrundlage von Milliarden Menschen den Interessen der Wirtschaft aufopfern, gibt Merkel der Bundeswehr den Marschbefehl, damit der Protest gegen die Zerstörung unserer Welt nur ja nicht an die Ohren der Gipfelteilnehmer dringt.
Wie gut, dass Soldaten nicht denken, sondern Befehle befolgen, denn ansonsten liefen sie Gefahr, dass sie vor lauter Feindbildern – aufsässige Bürger hier, aufständische Taliban dort – die Orientierung verlieren und gemeinsam mit anderen Hooligans mit Steinen nach Polizisten werfen wie in Leipzig. Vermutlich wäre das dann ein Grund für mildernde Umstände.
Wie sich die Zeiten ändern. Als wir – von Moskau ferngesteuert – Anfang der 80er Jahre gegen die Nachrüstung protestierten, kreiste bloß eine Chessna über unseren Köpfen und munterte uns auf, auch in Moskau zu protestieren. Heute sind es Tornados. Nur eins ändert sich nie, in Moskau darf man immer noch nicht demonstrieren.
Wie gut, dass wir keine Tornados brauchen, um herauszufinden, wo die Feinde der Freiheit sitzen. Vom 6. bis zum 8. Juni trafen sie sich alle in Heiligendamm. Und Fotos müssen wir von diesen Leuten auch nicht machen. Das erledigt das Propagandaministerium für uns – mit unseren Steuergeldern.