Bankrotte Stadt bringt Investoren jährlich 5 Prozent Rendite

Das Solinger Tageblöd, die Hauspostille der bankrotten Stadt Solingen, berichtet heute vom Verkauf des neuen Rathauses an die Privatbank Warburg-Henderson. Die Stadt Solingen hat damit einen neuen Vermieter und Finanzjongleure eine neue lukrative Investitionsmöglichkeit. Denn ab sofort ist unser neues Rathaus Teil eines europäischen Immobilienfonds, der den Investoren jährlich 5 Prozent Rendite bringen soll.

Möglich wurde der Verkauf, mit dem die Bauherren SEPA und Real I.S. AG ihre Investitionskosten von angeblich 37,7 Millionen Euro wohl wieder drin haben werden, nur durch die völlig überteuerte Miete, zu der sich die Stadt vertraglich auf Jahrzehnte verpflichtet hat.

Denn – das sei Lesern gesagt, die das Glück haben, nicht in einer Stadt zu leben, die von Milchmädchen regiert wird, um kein schlimmeres Wort zu benutzen – die Stadt Solingen hat ihr neues Rathaus neunmalklug von einem Investor bauen lassen und die Räume dann für eine völlig überteuerte Miete auf 30 Jahre geleast – wie es im Heuschrecken-Jargon so schön heißt. Für den Investor ein Bombengeschäft. Zahlen tun die Dummen: die Solinger. Und nach 30 Jahren steht die Stadt dann immer noch mit leeren Händen da und das Rathaus gehört dann vermutlich einer chinesischen Heuschrecke.

So weit denkt das Tageblöd natürlich nicht. Auf der Website des inoffiziellen Amtsblattes wird vielmehr die Pressestelle zitiert: die Stadt werte den Verkauf angesichts der Finanzkrise als gutes Zeichen, dass der Standort Solingen für Investoren interessant sei. – Ja natürlich ist Solingen für Investoren interessant! Wo sonst kommt man so schnell und problemlos an das Geld der Bevölkerung? Um ein ähnlich insektenfreundliches Investitionsklima anderswo zu finden, muss man wahrscheinlich bis nach Rumänien, Bulgarien oder eine andere Bakschisch-Hochburg reisen.

Fassen wir zusammen: Der Bau des neuen Rathauses hat, so sagt man, 37,7 Millionen Euro gekostet. Nach 30 Jahren wird die Stadt 54 Millionen Euro an Miete gezahlt haben und nichts besitzen.1 Franz Haug, unser schwäbischer Oberbürgermeister, hat seinen Lampenladen und Solingen wird demnächst vermutlich von einem Sparkommissar der Bezirksregierung zwangsverwaltet. Der kommt leider zu spät. Diese Stadt hätte man schon vor Jahren unter Kuratel stellen sollen!

Literatur

Wenke, Hans-Georg: Wenke: Mein Solingen / Neues Rathaus 1. 2008. Internet: http://blog.solingen-internet.de/themen/neue_rathaus1.htm. Zuletzt geprüft am: 13.9.2014.

Fußnoten


  1. Vgl. Wenke, Hans-Georg: Wenke: Mein Solingen / Neues Rathaus 1. 2008. Internet: http://blog.solingen-internet.de/themen/neue_rathaus1.htm. Zuletzt geprüft am: 13.9.2014 ↩︎