Die Dekotürkin
Die türkische Frau geht für gewöhnlich dezent verschleiert mit ihren vier schweren Alditüten drei Schritte hinter ihrem Mann, der auf dem Weg nach Hause, die Arme hinter dem Rücken verschränkt, versonnen die Perlen seiner Tasbih durch die Finger gleiten lässt. Es ist eher unwahrscheinlich, dass eine türkische Frau in der Öffentlichkeit den Mund auftut und geradezu undenkbar ist es, dass sie es tut, um eine Meinung zu äußern, die der ihres Mannes zuwiderläuft. Dieses Bild muss Christian Wulff im Kopf gehabt haben, als er sich vornahm, die anderen Parteien mit seiner Toleranz einmal so richtig vorzuführen.
Er nominierte Aygül Özkan von der Hamburger CDU zur neuen Sozial- und Integrationsministerin und sonnte sich ein paar Tage im Lob von allen Seiten. Ein genialer Coup! Weiblich, türkischer Herkunft, attraktiv, intelligent, erfolgreich und CDU-Mitglied – käme sie nun auch noch aus dem Osten wäre sie die ideale Universalwaffe gegen jeden politischen Gegner gewesen und Wulff hätte dafür Frau Wanka in der sibirischen Steppe im Osten lassen können.
Aygül Özkan ist geradezu die Frau gewordene V2 der deutschen Konservativen, mit der Wulff der ganz speziellen Weltoffenheit und Toleranz der Christlich-Demokratischen-Union ein kopftuchloses Gesicht hätte geben können. Doch leider entpuppte sich die dekorative Türkin völlig überraschend als eine Frau mit einer eigenen Meinung – und die V2 damit wie ihr historisches Vorbild als Rohrkrepierer.
Nun müssen heutzutage vermutlich viele türkische Ehemänner in ihren eigenen vier Wänden auch die eigene Meinung ihrer Frau ertragen, draußen aber, in der Öffentlichkeit, drei Schritte hinter ihnen, da ist ihre Welt noch in Ordnung, da schleppt die Frau schweigend die Einkäufe für die Großfamilie nach Hause.
Christian Wulff konnte sich also sicher sein, dass Aygül Özkan ihre Aufgabe, Wählerstimmen aus dem liberalen und türkischen Lager nach Hause zu tragen, schweigend ausführen würde. Dies hätte sie sogar ganz unverschleiert tun dürfen, da liberale Wähler gerne auch etwas fürs Auge haben.
Und, Christian Wulff ist ja kein türkischer Patriarch, sie hätte auch hier und da in der Öffentlichkeit das Wort ergreifen dürfen. Sie hätte beispielsweise beim nächsten Ehrenmord der christlich-demokratischen Entrüstung einen von allem Fremdenhass völlig freien Ausdruck geben dürfen. Sie hätte den sanften Schleier der Toleranz über verschärfte Abschiebemaßnahmen legen können. Sie hätte türkische Schülerinnen und Schüler ermahnen können, dankbar dafür zu sein auf eine deutsche Hauptschule gehen zu dürfen, damit deutsche Schüler auf Gymnasien weiterhin ungestört lernen können.
Doch was tut die designierte Sozial- und Integrationsministerin? Sie schmeißt die Alditüten hin, reißt sich die Burka vom Leib, fängt an zu keifen und versucht ihrem Ministerpräsidenten den Dolch in den Rücken zu stoßen. Oder um aus dem Bild in die Wirklichkeit zu steigen, sie vergeht sich am Allerheiligsten der CDU: dem Kruzifix im Klassenzimmer. Ein Kruzifix, sagte sie, habe in deutschen Schulen genauso wenig zu suchen wie das Kopftuch! Klar, dass sie sich da erst einmal eine ordentliche Tracht Prügel abholte.
Der gute Moslem schlägt seine Frau natürlich nicht sofort, wenn sie den Gehorsam verweigert. Er straft sie beim allerersten Vergehen zunächst milde mit Nichtachtung. Genau das taten die guten Christen in der CDU auch. In den Führungsgremien der Partei strafte man die undankbare Aufsteigerin nach ihrer ungehorsamen Tat mit Nichtbeachtung. Der Vorschlag, die Kruzifixe abzunehmen, sei so abwegig, wird ein CDU-Mann zitiert, dass er noch nicht einmal eine Diskussion wert sei. Körperliche Züchtigung gibt es dann wie im muslimischen Haushalt so auch in der christlichen Partei erst im Wiederholungsfall.
Darauf wollten einige Fundamentalisten jedoch nicht warten und haben der ›schönen Ministerin‹ gleich mit Ehrenmord gedroht. Doch das wäre gar nicht notwendig gewesen. Frau Özkan kennt ihre Pflichten und weiß, was sie der Partei zu verdanken hat. Also tritt sie wieder drei Schritte zurück, bedauert ihren Ungehorsam, hebt die Alditüten wieder auf und begrüßt nun mit den übrigen CDU-Mitgliedern demütig und geläutert Kruzifixe in Klassenzimmern.
Abschließend bleibt also, da dies in den letzten Tagen in Zweifel gezogen wurde, festzuhalten: Frau Özkan ist mit Sicherheit in der richtigen Partei!