Steinbrücks Hausbesuche
Steinbrück will im Wahlkampf Hausbesuche machen. Legen Sie deshalb schon einmal Geld zurück, denn ein Privatvortrag von Steinbrück kann teuer werden.
15.000 EUR kassiert Steinbrück für einen Vortrag von vermutlich nicht einmal einer Stunde Länge. Das sind 250 EUR pro Minute. Was bedeutet das für uns Bürger? Steinbrück hat angekündigt, mit Hausbesuchen um jede Stimme zu kämpfen. Viele fragen sich, was wird mich die Heimsuchung kosten?
Eins vorweg: keine Panik! Steinbrück wird nicht lange mit Ihnen, lieber Leser, liebe Leserin, sprechen können. Er muss möglichst viele Wähler besuchen, denn es kommt auf jede Stimme an. Für den einzelnen Bürger kann er sich daher nur sehr wenig Zeit nehmen. Drei Minuten sind meines Erachtens das Maximum. Die Kosten für den Privatvortrag von Steinbrück werden sich also in Grenzen halten.
Am besten fangen Sie heute an, für den Steinbrück-Besuch zu sparen. Dann haben Sie in der heißen Wahlkampfphase die 750 EUR auf der hohen Kante liegen und müssen nicht überlegen, woher Sie das Geld nehmen sollen. Spätestens ab Juli 2013 sollten Sie das Geld aber bar in der Schublade haben, denn dann ist jederzeit mit einem Besuch Steinbrücks zu rechnen. Und Steinbrück kommt ohne ec-Lesegerät und nimmt auch keine Kreditkarten an. Schließlich ist es sein Geld und nicht das des Steuerzahlers. Da versteht er keinen Spaß.
Steinbrück ist aber ein familienfreundlicher Wahlkämpfer. Das hat er auf der Rede beim Parteitag, wo er mit über 90% zum Kanzlerkandidaten gekürt wurde, versprochen. Das Gesprächshonorar, so ist aus seinem engsten Umfeld zu erfahren, wird jeweils für den gesamten Haushalt fällig. Eine vierköpfige Familie muss also keine 3.000 EUR berappen, um in den Genuss eines dreiminütigen Vortrags von Steinbrück zu kommen. Auch sie müssen nur 750 EUR bezahlen. Aber Vorsicht. Steinbrück geht nach Melderegister vor. Die Personen, die er besucht, müssen alle in dieser Wohnung gemeldet sein, sonst fällt das Honorar mehrfach an.
Steinbrück ist sozial, er plant deshalb auch einen sozialverträglichen Wahlkampf. Hartz-IV-Empfänger gehen zwar sehr viel seltener wählen als Menschen, die von der Politik profitieren, trotzdem möchte Steinbrück auch mit den Menschen an den Tafeln in diesem Lande ins Gespräch kommen. Das Wahlkampfteam konnte Steinbrück überzeugen, Hartz-IV-Beziehern einen Sozialbonus einzuräumen. Wer Hartz-IV bekommt, kann das Honorar für den Steinbrückschen Treppenhaus-Vortrag in Raten zu einem sehr günstigen Zins von 3% über die nächsten vier Jahre abstottern. Für ein Drei-Minuten-Exklusiv-Gespräch mit dem zukünftigen Ex-Kanzlerkandidaten beträgt die monatliche Rate beispielsweise nur 16,60 EUR.
Auch wenn das Alles sehr preisgünstig klingt, sollten Sie einige Regeln beachten, damit es für Sie persönlich nicht zu teuer wird.
- Unterbrechen Sie Steinbrück nicht, wenn er mit Ihnen spricht. Lassen Sie ihn ausreden. Spätestens nach drei Minuten hat Steinbrück alles gesagt, was zu sagen ist. Wenn Sie ihn unterbrechen, könnte sich das Gespräch hinziehen und teurer werden.
- Stellen Sie keine Fragen. Steinbrück weiß, wie man eine Frage mit sehr vielen Worten nicht beantwortet. Das kostet Zeit und könnte das Gespräch auf fünf Minuten ausdehnen.
- Bieten Sie Steinbrück nichts an. Die Zeit, die Steinbrück benötigt, um ein Stück Kuchen zu essen oder eine Tasse Kaffee zu trinken, ist selbstverständlich ebenfalls kostenpflichtig. Bitten Sie Steinbrück deshalb auch nicht in die Wohnung, weil er dann völlig überflüssige Worte über Ihre geschmackvolle Wohnungseinrichtung verlieren muss. Denken Sie daran: Wenn Sie die Türe öffnen und Steinbrück steht davor, dann tickt die Uhr!
- Lächeln Sie, nicken Sie und sagen Sie, dass Sie immer schon SPD gewählt haben. Wenn Sie Ihre Begeisterung für Steinbrück glaubhaft rüberbringen, wird er vielleicht schon nach einer Minute zu Ihrem Nachbarn weiterziehen. Wenn Sie Ihren Nachbarn ärgern wollen, dann sagen Sie Steinbrück, gegenüber wohne ein alter Sozialdemokrat, der an seiner Partei verzweifle und etwas Zuspruch brauche. Dann wird sich Steinbrück ganz sicher zehn volle Minuten Zeit für Ihren Nachbarn nehmen.
- Falls Sie partout kein Geld für Steinbrück übrig haben, hängen Sie ein Schild an Ihre Wohnungstür. Quarantäne: hochansteckende Noroviren.
Sollte im Sommer nächsten Jahres eine Noroviren-Epidemie in Deutschland ausbrechen, dann wissen wir, dass Merkel gute Chance hat, die Wahl zu gewinnen.