Kostenloses E-Book über Freiheit, Gemeinwohl, Transparenz und Vernunft
Heute möchte ich ein E-Book empfehlen, das man sich kostenlos herunterladen kann. Das Außergewöhnliche an dem Buch ist jedoch nicht die Tatsache, dass man es frei kopieren und weiterverteilen kann. Das Besondere an dem Buch ist, dass es ungezählte Autoren hat und dennoch wie aus einem Guss wirkt.
Einem Buch, an dem sehr viele Menschen mitgeschrieben haben, sieht man seine Entstehungsgeschichte meistens an. Dabei sind stilistische Unterschiede in den einzelnen Passagen noch nicht einmal das auffälligste Merkmal. Meist wimmelt es in einem kollaborativ erstellten Buch vor Widersprüchen. Während der eine Autor Hü sagt, ruft der andere Hott.
Das Buch, um das es hier geht, ist zudem noch in mehreren Schüben entstanden. Der Entstehungsprozess selbst war recht komplex. So wurden viele Passagen von einzelnen Autoren oder einer überschaubaren Autorengruppe erarbeitet und anschließend online präsentiert, sodass weitere Autoren an dem Text mitarbeiten konnten. Doch damit nicht genug. Oft konnten sich die vielen Autoren nicht einmal auf einen Text einigen, sodass Varianten ein und derselben Stelle entstanden sind, über die dann online abgestimmt wurden. Doch der Gewinner dieser Online-Abstimmung hatte damit noch nicht alle Hürden genommen, denn die Endredaktion erfolgte auf Versammlungen, an denen mehrere hundert Autoren teilnahmen.
Weder der Entstehungsprozess noch die soziale Zusammensetzung der Autoren war geeignet, einen Text entstehen zu lassen, in dem es einen klaren roten Faden gibt. Das Buch ist auch keine Dokumentation oder eine Art Lexikon, wo die Realität des Dokumentierten als Korrektiv dienen könnte. In dem Buch geht es um Wünsche oder, um die Katze aus dem Sack zu lassen, um politische Ziele, denn die Rede ist von dem Wahlprogramm der Piraten zur Bundestagswahl.
Das Buch ist recht umfangreich. Die PDF-Version hat 166 Seiten im DIN-A5-Format. Ich muss gestehen, dass ich das Buch zwar ganz gelesen habe, aber nicht vom Anfang bis zum Ende. Man kann irgendwo einsteigen und mit dem Lesen beginnen. Man stellt sehr schnell fest, dass hinter dem Buch ein gemeinsames Weltbild steht, das die vielen verschiedenen Autoren des Buches eint.
Freiheit, Gemeinwohl und Transparenz ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Ganz egal, ob es um die Grundrechte, die Bildung, die Umwelt, Arbeit und Soziales, Familie und Gesellschaft, die Gesundheit, Europa, Wirtschafts- und Finanzpolitik oder die Innen- und Rechtspolitik geht – immer stehen die persönliche Freiheit des Einzelnen und seine Rechte als Individuum im Vordergrund. Bevormundung und Zwang werden abgelehnt und die Privatsphäre ist heilig. Im gleichen Atemzug findet man jedoch in allen Kapitel den Gedanken des Gemeinwohls – ob es sich um das bedingungslose Grundeinkommen, direkte Demokratie, die Bildung oder öffentliche Daseinsvorsorge dreht.
Wie bringt man nun aber Freiheit und Allgemeinwohl auf einen Nenner? Wer unter der intellektuellen Diktatur des Neoliberalismus aufgewachsen ist, muss das rundheraus für eine Unmöglichkeit halten. Denn das Versprechen der Neoliberalisten, das Gemeinwohl durch den Egoismus der Marktteilnehmer zu fördern, ist niemals erfüllt worden. Der ungezügelte Kapitalismus hat niemals nachhaltig das Gemeinwohl gefördert. Im Gegenteil, seine Folgen sind katastrophal für die Gesellschaft. Zuletzt musste die Gemeinschaft sogar für die kriminellen Banker des Kasinokapitalismus den Kopf hinhalten.
Wie kann also die Freiheit des Einzelnen dem Allgemeinwohl dienen? Und wie kann das Gemeinwohl der Freiheit dienen? Wer das Programm der Piraten studiert, wird hier schnell eine Antwort finden. Es ist ganz einfach. Sobald man die Scheuklappen des Neoliberalismus auf der einen und des Sozialismus auf der anderen Seite ablegt und die inneren Mechanismen von Wirtschaft und Gesellschaft transparent macht, findet man auf alle Herausforderungen eine vernünftige Antwort.
Die Piraten bringen die Freiheit des Einzelnen und das Gemeinwohl durch Transparenz und Vernunft auf einen Nenner. Man kann dies an so ziemlich jedem Programmpunkt belegen.
Betrachtet man beispielsweise die Drogenpolitik, so fordert sie ein Ende der Kriminalisierung der Konsumenten und eine Legalisierung des Konsums. Legalisierung bedeutet dabei nicht einfach Freigabe, die Piraten wollen vielmehr die Produktion und den Vertrieb von Drogen gesetzlich regeln, um Qualität, Sicherheit und Verbraucherschutz gewährleisten zu können. Legalisierung bedeutet, wie man am Beispiel der Alkohol-Prohibition in den USA sehen konnte, immer auch einen Rückgang der organisierten Kriminalität. Wenn man den Konsumenten die Freiheit des Konsums lässt, steigert man das Gemeinwohl durch eine Verringerung der Kriminalität. Alles, was jedoch geeignet ist, einen selbstzerstörerischen Konsum zu fördern wie zum Beispiel die Werbung für Zigaretten und Alkohol soll verboten werden.
Das bedingungslose Grundeinkommen steigert auf der einen Seite die Freiheit des Einzelnen, der sich nicht mehr dem menschenverachtenden Hartz-IV-Regime unterwerfen muss. Auf der anderen Seite entlastet es die Gesellschaft, da diese nicht mehr für den bürokratischen Kontrollapparat aufkommen muss, und die eingesparten Ressourcen für sinnvollere Tätigkeiten ausgeben kann. Darüber hinaus ermöglicht das bedingungslose Grundeinkommen Menschen, einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachzugehen, ohne Existenzängste haben zu müssen. Das steigert unmittelbar das Gemeinwohl.
Die Piraten fordern kostenlose Bildung für alle, vom Kindergarten bis zur Hochschule, eine Forderung, die natürlich allen Eltern, allen Kindern, Schülern und Studenten mehr Freiheit schafft, da sie für die Bildung ihrer Kinder oder für ihre eigene Bildung weniger finanzielle Mittel aufbringen müssen. Das Ziel des Programms ist jedoch eine bessere Bildung für alle, was der Wirtschaft zugute kommt, da diese besser ausgebildete Fachkräfte findet, was in der Folge der Gesellschaft zugute kommt, da sie die immensen Kosten eines gescheiterten Bildungsweges nicht mehr bezahlen muss und weil besser ausgebildete Menschen bessere politische Entscheidungen fällen, sich nicht durch Hetzkampagnen in die Irre führen lassen und die Zukunft optimistischer gestalten.
Ich könnte noch mehr Beispiele aufführen, doch man soll ja nicht alles verraten, was in einem Buch passiert. Ein bisschen Spannung muss bleiben.