Bremst das Wachstum aus!
Manchmal bin ich überrascht, wie viel an einem vorbeigeht, selbst dann, wenn man sich entsprechend vernetzt glaubt. Von der Degrowth-Konferenz in Budapest erfuhr ich erst, als sie bereits lief. Dabei interessiert mich dieses Thema nicht erst seit gestern, als ich endlich das Buch von Hans Joachim Schellnhuber aufschlug, um es zu lesen. (Bei einer Zope-Tagung am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung hörte ich einmal einen Vortrag von ihm.)
Es sei dahingestellt, ob das Übersehen der Konferenz an mir liegt, an der Mainstream-Presse, die darüber natürlich kaum berichtet, oder an der Tatsache, dass innerhalb sozialer und ökologischer Bewegungen im Moment so viel passiert, dass man kaum den Überblick behält.
Immerhin gibt es einen Youtube-Kanal mit den Videos der Vorträge. Bisher fand ich nur Zeit, mir die Keynote von Ashish Kotari von der indischen Umweltorganisation Kalpavriksh anzuschauen. In seiner Keynote sagt Kotari, dass das Intelligence Bureau des Ministry of Home Affairs in Indien vor drei Jahren ausgerechnet habe, welchen Schaden indische Umweltorganisationen beim Bruttosozialprodukt anrichten. Nach ihrer Rechnung sind indische Umweltorganisationen dafür verantwortlich, dass das Wachstum in Indien jedes Jahr 2-3 % geringer ausfällt. Und er kommentiert dies mit den Worten: »That’s great news!« Selbst in einem Saal, in dem Anhänger der Degrowth-Bewegung sitzen, braucht es einige Sekunden, bis der Applaus einsetzt. (Die Szene beginnt ab der zwölften Minute.)
Nicht einmal bei Wachstumskritikern werden solche Zahlen sofort als Erfolgskennzahlen registriert, dabei ist genau das der einzige Weg aus der Krise. Wir brauchen weniger Wachstum! Unser Bruttosozialprodukt muss jedes Jahr kleiner werden. Und jedes Prozent weniger ist ein Erfolg!