Die irrationale Rationalität der Prepper
Prepper, schreibt Wikipedia, sind Personen, die sich mittels individueller Maßnahmen auf verschiedene Arten von Katastrophen vorbereiten. Damit formuliert das Online-Lexikon den Grundwiderspruch der Prepper, ihre irrationale Rationalität, im ersten Satz.
Nichts ist rationaler, als sich auf Katastrophen vorzubereiten; und nichts irrationaler, als den Katastrophenschutz dem Individuum zu überlassen.
Der Prepper ist die Kehrseite des Serial Entrepreneurs, wie jener eine Ausgeburt der neoliberalen Ideologie, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Der Bunker im Garten ist die Startup-Loft des Preppers, so wie das Erfolgs-Coaching des Gründers der Selbstverteidigungskurs des Preppers ist. Der erfolgsorientierte Selbstoptimierer ist der Zwilling des pedantischen Preppers, beides Kinder der Globalisierung, in der nichts anderes zählt, als länger zu überleben als der andere.
Beide wissen mit ihrem Leben nichts anzufangen. Der Prepper hat genau berechnet, wie viele Tage er in seinem Bunker überleben kann; was er aber nach der Katastrophe machen soll, das weiß er nicht. Der neoliberale Selbstoptimierer kämpft jeden Tag für das eine Ziel, das wertlos wird, sobald er es erreicht hat.
Der Prepper sieht den Untergang der Zivilisation kommen, ohne die wahren Gründe sehen zu wollen. Und ihm stehen in seiner Verblendung nur neoliberalen Mittel zur Verfügung, um sich vor der Katastrophe zu schützen.
Echter Katastrophenschutz ist eine gesellschaftliche Aufgabe, so wie Wohlstand und Glück gesellschaftliche Aufgaben sind. Wer das nicht begreift, muss einen Elon Musk bewundern oder den Nachbarn von Gegenüber, der sich im Keller seines Hauses mit Tausend Dosen Erbsensuppe und 10.000 Schuss Munition verschanzt hat und auf das Ende wartet.