Moral und Marketing

T-Mobile, die US-Tochter der Deutschen Telekom, stampft auf Druck von Trump ihre Initiativen für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) ein. Eine gute Entscheidung. Denn einen Tag nach dem Kotau vor Trump genehmigte die gleichgeschaltete Federal Communications Commission – ein Pendat unserer Bundesnetzagentur – die Übernahme des Kabelnetzbetreibers Lumos durch das auf Linie gebrachte deutsche Unternehmen. Damit beweist eine weitere Firma in den USA, dass immer noch gilt: erst kommt das Fressen, dann die Moral.

Wir sollten Donald Trump dankbar sein. Er führt uns drastisch vor Augen, dass die Ethik von Unternehmen nichts anderes ist als eine Marketingmasche. Alle moralischen Selbstverpflichtungen der Wirtschaft sind das Papier, auf dem sie veröffentlicht werden, nur deshalb wert, weil das Marketing den Fetzen im Konkurrenzkampf gegen andere Unternehmen in Stellung bringen kann.

Moral ist eine Eigenschaft von Menschen. Unternehmen sind keine Menschen, sie haben keine Moral, sie sind amoralisch. Wer ihren Versprechungen traut, beweist bloß seine Naivität. Ob aber Menschen wirklich moralische Wesen sind, ist auch noch keineswegs sicher. Denn, wie wir gerade in Frankreich sehen, gehen die Menschen sogar für Diebe, wie Marine Le Pen, auf die Straße. Klar, ein wenig Scham befällt die besorgten Kleinbürger schon bei dem Gedanken, einem Langfinger hinterherzulaufen. Doch wozu gibt es Verschwörungstheorien, wenn nicht, um damit wie mit einem Ablassbrief das eigene schwarze Gewissen zu entlasten. Das Urteil, so viel ist sicher, muss politisch motiviert gewesen sein!

Wenn aber weder Unternehmen noch Menschen moralisch sind, dann bleibt nur die nackte Gewalt als Zuchtmittel unserer Zivilisation übrig. Die Machtfrage geht nicht einfach weg, auch wenn man den Kopf noch so sehr in den moralinsauren Sand steckt. Eine Lehre, die uns immer wieder erteilt wird, die aber die Linke partout nicht lernen will. Sie treibt unverdrossen ihre moralische Nabelschau und will den moralischsten Standpunkt besetzen und der liegt immer dort, wo die Schwächsten stehen. Wer sich auf die Seite der Schwachen und Schwächsten stellt, darf zwar auf die Macht der Masse hoffen; die Schwachen und Schwächsten sind immer in der Mehrheit. Doch diese Mehrheit muss auch organisiert und gegen die herrschenden Verhältnisse gerichtet werden.